Börsengang

Going Public am Alternative Investment Market (AIM) in London

Unter der Vielzahl möglicher Börsenplätze, die man für Börsengänge nutzen kann, bietet sich auch der Alternative Investment Market (zu deutsch: Markt für alternative Anlagen) der London Stock Exchange (LSE) an.

Was ist AIM?

Der Alternative Investment Markt wurde von der London Stock Exchange entwickelt, um kleine, wachstumsstarke Unternehmen dabei zu unterstützen, Kapital für ihre Expansion aufnehmen zu können. Der ideale Einstieg in den Kapitalmarkt also. Er unterliegt deshalb weniger strengen aufsichtsrechtlichen Anforderungen betreffend dem Börsengang. So gibt es z.B. keine festen Anforderungen an die Marktkapitalisierung (= Marktwert) oder die Anzahl der ausgegebenen Aktien. Es gibt also weniger Faktoren, die kleinere Unternehmen an der Teilnahme an der Londoner Börse hindern könnten.

Der Alternative Investment Market (AIM) der London Stock Exchange wurde 1995 als Unterbörsenmarkt der Londoner Börse (LSE) eingeführt. AIM ist das unregulierte bzw. “börsenregulierte” Börsensegment der London Stock Exchange (LSE). Das deutsche Pendant dazu ist der Open Market der Börse Frankfurt (heute Scale, früher Entry Standard). Anders als beim Main Market der LSE erfolgen die Börsenzulassung und Börsengang in diesem Segment nicht durch die britische Finanzaufsicht (FCA), sondern durch die London Stock Exchange selbst. Damit ist AIM einer der sog. "Exchange Regulated Markets".

Zum Zeitpunkt seiner Einführung zählte der Alternative Investment Market nur die Notierungen von zehn Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 88 Millionen Britischen Pfund. Seitdem ist die Zahl der Unternehmen, die an der AIM gelistet sind und das Open Market-Segment der LSE als Möglichkeit der Eigenkapitalbeschaffung nutzten, auf über 3.700 Notierungen angewachsen, die mehr als 100 Milliarden Britische Pfund an Kapital eingeworben haben. Dies sind Indikatoren dafür, dass das Emissionsgeschäft auf dem AIM London Erfolg verspricht. Natürlich ist es auch eine Erfolgsstory für den Standort UK, den Börsenplatz London und die London Stock Exchange.

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Welche Art von Unternehmen sind auf dem Alternative Investment Market (AIM) in London notiert?

  • Die am Alternative Investment Market (AIM) notierten Unternehmen stammen inzwischen aus über 40 verschiedenen Marktsektoren und aus über 25 Ländern weltweit, wobei Unternehmen aus den Marktsektoren Gesundheitswesen, Finanzen, Öl und Gas, Technologie, Industrie und Konsumgüter am häufigsten vertreten sind.

  • Für die meisten der am Alternative Investment Market in London notierten Unternehmen dient die Listung dort als Sprungbrett für eine Notierung und einen Börsengang an der Hauptbörse, der London Stock Exchange.

  • Investitionen in Unternehmen, die an der AIM-Börse notiert sind, bieten hervorragende Renditechancen, aber die Anleger müssen sich darüber im Klaren sein, dass die meisten an der AIM-Börse gehandelten Aktien als risikoreiche Anlagen gelten und in der Regel den mit dem Markt verbundenen starken Schwankungen unterliegen. Obwohl also der AIM das erklärte Ziel hat, den Börsengang gerade für kleinere Unternehmen zu vereinfachen, ist mit nicht unerheblichen Kosten und einem recht komplexen Antragsverfahren zu rechnen. Zwei Gründe, warum sich kleine Unternehmen zunehmend für ein Going Public am relativ jungen AQUIS Exchange in London entscheiden, oder auch einen der anderen Exchange Regulated Markets, z.B. der Börse Wien, Börse Paris oder Börse Frankfurt.

  • Der Londoner Alternative Investment Market (AIM) zieht hauptsächlich Unternehmen des KMU-Sektors aus den verschiedensten Bereichen an, die per Börsengang und durch Aktienplatzierungen im Rahmen eines IPO Kapital am Kapitalmarkt beschaffen wollen. Üblicherweise sind das Beträge zwischen einer und fünfzig Millionen Britische Pfund. Einige der am AIM notierten Unternehmen haben jedoch auch Kapitalbeträge aufgenommen, die weit über diese Spanne hinausgehen. Es spielt dabei keine Rolle, wie viel Umsatz oder Gewinn ein Unternehmen erwirtschaftet.

  • Im Jahr 2002 verschärfte das Sarbanes-Oxley-Gesetz die aufsichtsrechtlichen Anforderungen für alle an Börsen notierten Unternehmen in den USA erheblich. Ein Börsengang in den USA wurde weniger attraktiv, Dies veranlasste Dutzende in den USA ansässige Unternehmen, sich um eine Notierung am AIM in London zu bemühen, der mit einladenderen Listinganforderungen lockte. Das war letztlich der Geniestreich des Vorstands des London Stock Exchange.

Wie läuft der Börsengang auf dem AIM London ab?

Der Börsengang und Beitritt zur AIM Stock Exchange in London dauert in der Regel zwischen drei und sechs Monaten. Er ist in vieler Hinsicht weniger komplex als ein Listing am Main Market Segment der London Stock Exchange. Die wichtigsten Zulassungsvoraussetzungen für das Listing an der Börse lauten:

Die "Nomads" - Nominierte Berater für den AIM

Unternehmen, die sich für eine Notierung am AIM London entschieden haben, müssen zunächst einen "Nomad" bestimmen und ernennen, der ihnen beim Markteintritt hilft. Nomad ist das Akronym für "Nominated Advisor", also "benannte Berater". Nomads haben Erfahrung in der Begleitung neuer Unternehmen beim Börsengang und kennen die Bedürfnisse von Unternehmen, die eine Zulassung zum Markt anstreben, genau. Sie bieten den Aktionären die Garantie, dass die Geschäftstätigkeit des Unternehmens während des ersten Börsengangs (IPO) und in den darauf folgenden Perioden angemessen ist.

Damit ein Unternehmen als Nomad auf dem AIM zugelassen werden kann, muss es die in den AIM-Regeln festgelegten Zulassungskriterien erfüllen und die entsprechenden Antragsunterlagen ausfüllen. Das Regulierungsteam des Alternative Investment Market (AIM) London prüft den Antrag des Unternehmens und führt ausführliche Gespräche mit der Unternehmensführung. Vor der Zulassung eines Nomads müssen das Unternehmen und seine Führungskräfte eine Zulassungsfrist der Börse einhalten.

Zu den anderen Beratern, die in den Zulassungsprozess an der Börse einbezogen werden, gehören Anwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfer, Makler sowie Public- und Investor-Relations-Firmen in London und weltweit. Bei den Beratern muss es sich um Firmen oder Unternehmen handeln, nicht um Einzelpersonen. Die AIM Rules for Nominated Advisors (AIM-Regeln für benannte Berater) enthalten Leitlinien für die laufenden Pflichten der Berater sowie für Überprüfungs- und Disziplinarverfahren für den Fall, dass sie beschuldigt werden, in ihrer Rolle als Berater unangemessen zu handeln.

Die Dokumente für den Börsengang

Nach der Bestellung von Beratern muss ein Unternehmen, das am AIM London notiert werden möchte, ein Zulassungsdokument (oder eines Prospekts, wenn Aktien öffentlich angeboten werden) erstellen, das wichtige Informationen über das Unternehmen enthält. Das Zulassungsdokument umfasst die Liste der Unternehmensleiter, die Jahresabschlüsse, Informationen über die Geschäftstätigkeit des Unternehmens und den allgemeinen Geschäftsplan oder die Strategie des Unternehmens. Der weitere Ablauf ist dann wie folgt:

  • Ausreichendes Betriebskapital für mindestens ein Jahr ab dem Zulassungsdatum.

  • Unternehmen, die als „investierende Unternehmen“ gelten, müssen zum Zeitpunkt oder unmittelbar vor der Marktzulassung mindestens £6 Millionen in bar aufbringen.

  • Ggf. Präsentation einer Gewinnprognose.

  • Vorlegung der Finanzinformationen für die Aufnahme zur Zulassungsbescheinigung.

  • Zahlung einer Beitrittsgebühr an die London Stock Exchange.

  • Sicherstellung, dass Aktien frei übertragbar sind und online ohne Papier gehandelt werden können.

  • Ausreichende Finanzmittel, um die Kosten der Floating-Phase zu begleichen.

Vorteile eines Börsengangs (IPOs) am AIM in London

Ein Listing am Alternative Investment Market (AIM) London bietet, auch, wenn es inzwischen andere interessante Börsenplätze gibt, durchaus einige Anreize sowohl für Unternehmer als auch für Anleger. AIM ist noch immer eine interessante Börse. Und die London Stock Exchange ist garantiert ein Aushängeschild für Ihr Unternehmen.

Vorteile für emittierende Unternehmen

  • Die Hürden sowie der bürokratische Aufwand sind im Vergleich zu vielen anderen Börsen geringer. So gibt keine Mindestmarktkapitalisierung und im Gegensatz zur Notierung an der London Stock Exchange müssen AIM-Kandidaten keine starke Handelsbilanz vorweisen. Die Beitrittsregeln von AIM legen auch keine Mindestanforderungen bzgl. Unternehmensgröße, Mitarbeiteranzahl, Bruttoumsatz, Rentabilität oder die Anzahl der öffentlichen Aktien fest, da das flexible regulatorische Umfeld auf die Bedürfnisse von Kleinunternehmen ausgerichtet ist.

  • Der AIM bietet Zugang zu einem breiten Investorenspektrum. Unternehmen können also von einer großen und loyalen Investorenbasis profitieren, die in verschiedene Firmen investieren möchten.

  • Die Verwendung von Aktien als Währung für Akquisitionen ist möglich und

  • eine Listung auf dem gut beleumundeten AIM verbessert das Unternehmensprofil des emittierenden Unternehmens. Die Börse hat eben Prestige. Und London auch.

Vorteile für Anleger bzw. Investoren

Für die Anleger ist der Alternative Investment Market (AIM) London deshalb eine attraktive Börse, weil er erhebliche Steuervorteile bietet und sie der Überzeugung sind, dass er der richtige Ort für das "nächste große Ding" ist.

Auch wenn viele Leute am AIM London notierte Aktien als risikoreiche Anlage betrachten, sind sie aufgrund der steuerlichen Vorteile, die mit AIM-Anlagen verbunden sind, für viele Anleger sehr attraktiv. AIM ist eben eine Börse für junge Emittenten, da ist das Risiko eben höher. Der Alternative Investment Market bietet Anlegern verschiedene Möglichkeiten, staatliche Steuererleichterungen in Anspruch zu nehmen, wie z. B. durch

  1. Erleichterung für Unternehmenseigentum (BPR)

    Anleger in viele an der Börse notierte Unternehmen kommen in den Genuss der Erleichterungen für Unternehmenseigentum oder Business Property Relief (BPR), die eine bis zu 100-prozentige Erbschaftssteuererleichterung für die Übertragung des Wertes von Aktienanteilen gewährt.

  2. das Unternehmensinvestitionsprogramm (EIS)

    Einige Unternehmen auf dem AIM können sich dafür qualifizieren, Aktien über ein Enterprise Investment Scheme (EIS) anzubieten. Für den Fall, dass ein Unternehmen scheitert und seine Aktien wertlos werden, kann eine Investition in ein qualifiziertes Unternehmen den Anlegern eine Steuererleichterung auf Kapitalgewinne und einen Verlustausgleich gewähren.

    EIS-Investitionen bieten eine 30-prozentige Einkommenssteuererleichterung im Voraus und können eine bis zu 100-prozentige Erbschaftssteuererleichterung bieten.

  3. Risikokapital-Treuhandgesellschaften (VCT)

    Venture Capital Trusts investieren in junge Unternehmen und bieten ähnliche Steuervergünstigungen bei der Einkommens- und Kapitalertragsteuer wie ein EIS. Ein VCT bietet 30 % Einkommenssteuererleichterung und steuerfreie Dividenden, solange die Anteile für die Mindesthaltedauer von fünf Jahren gehalten werden. VCTs bieten jedoch nicht die Erbschaftssteuererleichterung, die ein EIS bietet

Fazit

Das Listing bei Alternative Investment Market (AIM) ist für einen zu den Exchange Regulated Markets gehörenden Börsenplatz etwas umständlich, relativ teuer und bietet nur eine begrenzte Anbindung. AIM war jedoch früher der weltweit führende Wachstumsmarkt und hat dementsprechend einen guten Ruf als Börse. Außerdem ist ein Dual Listing an der Nasdaq in New York möglich. Wenn Sie also hauptsächlich britische Investoren ansprechen und nach einer Premium-Marke suchen, könnte der AIM London und die London Stock Exchange der richtige Marktplatz für Sie sein.

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